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Kombiniertes Leistungsinventar zur allgemeinen Schulleistung und für Schullaufbahn­empfehlungen in der vierten Klasse (Klasse 4)

Wolfgang Lenhard, Markus Hasselhorn & Wolfgang Schneider, 2011

Klasse 4 ist ein diagnostisches Verfahren, dessen Ziel die ökonomische Überprüfung der Leistung in einem breiten Spektrum verschiedener schulischer Leistungsanforderungen ist. Das Verfahren ist in der vierten Klasse als Gruppentest zur Erhebung des Leistungsstandes einer Klasse einsetzbar. Es stützt sich dabei auf drei andere bewährte Testverfahren, aus denen Teile übernommen und zum vorliegenden Verfahren kombiniert wurden. So stammen die Untertests zum Sachrechnen und zur Geometrie aus dem Deutschen Mathematiktest für vierte Klassen (DEMAT 4; Gölitz, Roick, Hasselhorn, 2006), das Diktat wurde aus dem Deutschen Rechtschreibtest für das dritte und vierte Schuljahr (DERET 3-4+; Stock & Schneider, 2008) und der Textverständnisteil wurde dem Verfahren Ein Leseverständnistest für Erst- bis Sechstklässler (ELFE 1-6, Lenhard & Schneider, 2006) entnommen. Da bei der Entwicklung von Klasse 4 die Ökonomie eine wichtige Rolle spielte, war nur jeweils der Einbezug eines kleineren Teils der Originaltests möglich. Für eine fundierte weiterführende Diagnostik wird deshalb die Verwendung der Originaltests angeraten, wobei Teilergebnisse aus Klasse 4 hier bereits übernommen werden können.

Neben der Erfassung der Leistung in den Bereichen Sachrechnen, Textverständnis, Geometrie und Diktat wird zusätzlich das akademische Selbstkonzept für das Fach Deutsch und das Fach Mathematik erhoben. Hierdurch finden auch motivational-volitionale Faktoren bei der Beurteilung eines Kindes Berücksichtigung. Auf diese Weise lassen sich nicht nur die Stärken und Schwächen im Leistungsprofil eines Kindes ermitteln, sondern auch Diskrepanzen zwischen der Selbsteinschätzung und den tatsächlichen Leistungen diagnostizieren. Hierdurch können Unter- und Überforderungssituationen leichter erkannt werden.

Das Verfahren lässt sich zusätzlich als diagnostisches Hilfsmittel für die Empfehlung einer geeigneten Schulform oder Leistungsgruppe in der fünften Jahrgangsstufe einsetzen.



Anwendungsbereiche

Klasse 4 ist für den Einsatz bei den folgenden Fragestellungen geeignet:



Testgüte

Objetivität Die Durchführung, Auswertung und Interpretation ist exakt beschrieben, sodass der Test als objektiv gelten kann.
Reliabilität Retestreliabilität nach 4 Monaten:

  • Skala Deutsch: rtt = .91
  • Skala Mathematik: rtt = .65
  • Gesamtskala: rtt = .83
Validität

Die Übereinstimmung des Verfahrens mit der Bewertung der Schulleistungen durch die Lehrkräfte liegt bei muttersprachlich deutschen Kindern bei r = .74 und bei Kindern mit Migrationshintergrund bei r = .86 und kann somit als sehr hoch eingeschätzt werden. Die prognostische Validität des Verfahrens wurde im Rahmen einer 18monatigen Längsschnittstudie untersucht. Dabei wurde verglichen, ob das Verfahren die Schulwahl und den Schulerfolg erfolgreich vorhersagen kann und ob es mindestens die Präzision der Lehrkräfte erreicht.

Klasse 4 sagte bezüglich der Gymnasialentscheidung die Schulwahl besser voraus als die Lehrkräfte. Das Ergebnis des Tests korrelierte mit der 18 Monate später erhobenen Zeugnisnoten in den Hauptfächern am Ende der 5. Klasse zu r = .733. Keiner der von Klasse 4 für das Gymnasium empfohlenen Schülerinnen und Schüler wechselte die Schulform oder wiederholte die 5. Klasse, sodass der erfolgreiche Gymnasialbesuch insgesamt präzise vorhergesagt werden konnte. Bezüglich der Vorhersage der Schulwahl von Realschule und Hauptschule erzielten die Lehrkräfte zunächst präzisere Einschätzungen als das Testverfahren, jedoch verlor sich dieser Unterschied wieder durch den Schulformwechsel von Schülerinnen und Schüler in der 5. Klasse. Das Verfahren ist folglich insgesamt ähnlich präzise in der Empfehlung der Schulform wie die Grundschullehrkräfte. Hinsichtlich der Gymnasialentscheidungen weist es sogar eine höhere Präzision auf. Die zugehörige Publikation senden wir Ihnen gerne auf Anfrage zu.

Literatur:
Lenhard, W., & Schröppel, D. (2014). Prediction of academic performance prior to intersections within a multi-tiered school system. Educational Research and Evaluation, 20, 454-468. doi:10.1080/13803611.2014.975136

Ökonomie Der Test dauert 45 Minuten und ist somit in ca. einer Schulstunde als Gruppentest durchführbar. Für die Auswertung steht eine kostenlose Auswertungshilfe (siehe unten) zur Verfügung.
Normen Die Normen wurden im ersten Halbjahr 2010 erhoben, sodass der Test bis 2020, ggf. 2025 einsetzbar ist. Die Normen liegen als Prozentränge, T-Werte und T-Wert-Bänder vor. Für die differenzielle Auswertung stehen Tabellen zur Häufigkeit von T-Wertdifferenzen zur Verfügung.


Schulempfehlung

Das Verfahren beinhaltet eine Auswertungsoption zur Wahl einer geeigneten Schulform oder - bei Gesamtschulen - Leistungsgruppe im Anschluss an die vierte Klasse. Hierfür wird mittels der Ergebnisse im Selbstkonzept, Lesen, Schreiben und Rechnen eine Diskriminanzfunktion berechnet und ermittelt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine Gymnasial- oder eine Realschulempfehlung ist (siehe Tabellenblatt E der Auswertungshilfe).



Auswertungshilfe

       Auswertungshilfe für das Diagnoseverfahrens Klasse 4
(aktualisierte und fehlerbereinigte Version vom 23.02.2012)

Ziel der Auswertungshilfe ist die Erleichterung der Testauswertung. Bitte geben Sie hierfür die erzielten Werte in die blau markierten Felder ein. Auf Blatt 1 des Excel-Dokuments können Sie entweder direkt die Werte jedes Items eintragen. Die Tabelle ermittelt daraufhin automatisch die Rohpunktsummen der Untertests. Alternativ können Sie auf Blatt 2 mit der Eingabe der Rohwerte der einzelnen Untertests beginnen. Blättern Sie bitte anschließend durch die weiteren Blätter des Dokuments und tragen Sie schrittweise die erforderlichen Werte nach.






Bezugsquelle

Klasse 4 ist 2011 beim Hogrefe-Verlag erschienen und über den Hogrefe-Shop erhältlich (Artikelnummer: 01 366 01).